Wie ein Phönix aus der Asche

„Denke immer an das, was du hast, und nicht an das, was du nicht hast.“ Für die Athletin Kiana Clay ist das trotz Ihrer Beeinträchtigung mehr als ein Motto. Sie lebt jeden Tag nach diesem Motto, wenn sie in mehreren Sportarten, darunter Motocross, Snowboarden, Wakeboarding und Skateboarding, nach Höchstleistung strebt. Finden wir heraus, was diese inspirierende Woman of Adventure motiviert.

Mit Kiana Clay

Wie warst du als kleines Mädchen … und was hat dich am Motocross-Sport fasziniert?
So lange ich mich erinnern kann, wollte ich immer schnell sein. Mein Vater hat es sofort erkannt. Als ich 6 oder 7 Jahre alt war, hat er mir ein Dirt-Bike mitgebracht, nachdem ich meine Stützräder vom Fahrrad abgenommen hatte. Wir haben mein neues PW80 eingepackt und sind nach Banning gefahren, als wir noch in Kalifornien gewohnt haben. Ich drehte das erste Mal am Gashebel und da war es um mich geschehen. Als es Zeit war, meine Startnummer auszuwählen, schien es logisch, die 23 zu nehmen, da mein Vater 32 war. Er hat mich für den Sport interessiert und er hat immer hinter mir gestanden und mich unterstützt.

Für alle, die es noch nicht wissen oder deinen Kurzfilm noch nicht gesehen haben: Du hattest im Alter von 12 Jahren einen Motocross-Unfall und warst danach in einen schweren Autounfall verwickelt. Dadurch konntest du deinen dominanten Arm nicht mehr benutzen. Eben warst du noch eine angehende junge Sportlerin und im nächsten Augenblick wurde aus dir eine Überlebende. Was waren die größten Herausforderungen während der darauffolgenden Operationen und Reha Maßnahmen?
Das kann man ehrlich gesagt kaum in Worte fassen. Es passierte so plötzlich. Erst bist du ein völlig gesundes Kind und plötzlich bist du ein behindertes Kind. Das war einfach verrückt. Ich hatte eine Plexus-Brachialis-Verletzung auf meiner rechten Seite durch einen Motocross-Unfall, bei dem ein anderer Fahrer auf meinem Nacken gelandet ist. Dadurch wurden die Nerven aus meiner Wirbelsäule gerissen. Mein rechter Arm war sofort gelähmt. Nach mehreren Operationen und Rehamaßnahmen konnte ich meinen Bizepsmuskel wieder etwas aufbauen, aber nur wenige Monate später hat ein betrunkener Fahrer meinen Vater und mich angefahren. Unser Pick-up hat sich mehrmals überschlagen.

Der Unfall bedeutete, dass ich meinen rechten Arm nie wieder bewegen oder Gefühl darin haben würde. Ich habe diesen Rückschlag schnell überwunden, weil ich es musste. Nur eine funktionierende Hand zu haben, ist eine große Herausforderung. Ich habe einfach schnell einen eisernen Willen entwickelt und gelernt, dass ich nicht denken kann: „Was wäre wenn“. Stattdessen habe ich mich mit der Realität befasst. Dann nimmst du die Emotionen aus dem Spiel und ergreifst Schritte, um deine Herausforderungen zu bewältigen.

Wie lange bist du nicht mehr gebikt? Und wie hast du es deinen Eltern verheimlicht, als du wieder mit dem Sport anfingst?
Ich bin fast 7 Jahre lang nicht mehr gebikt. Als ich 18 war, dachte ich mir, dass meine Eltern es mir nicht verbieten könnten. Ich bin immer wieder zur Rennstrecke gegangen und einmal habe ich mir mit meinem Freund Conner ein Pitbike angesehen und mich gefragt: „Könnte ich das?“ Wir haben den Gashebel von der rechten auf die linke Seite versetzt und auch die Vorderbremse links angebracht. Ich habe mir eine Armschlinge angelegt und bin den ganzen Tag lang das Bike gefahren. So glücklich war ich schon sehr lange nicht mehr.

Was sind einige der größten Hindernisse als Athletin mit Beeinträchtigung beim Motocross oder bei anderen Sportarten?
Als Athletin merke ich, wie ich überkompensiere und ständig Anpassungen vornehme, um die grundlegendsten Dinge zu erreichen. Ich habe mich auch dafür eingesetzt, dass meine Klasse der beeinträchtigten Athletinnen und Athleten weltweit als gleichwertig betrachtet wird und nicht mit Mitleid.

Hat Sport dir dabei geholfen, mit den körperlichen und seelischen Schmerzen zurechtzukommen, die mit deiner Art von Verletzung einhergehen?
Ja, sogar sehr. Ich übe Sportarten aus, die mental und körperlich hart sind. Es hat mir definitiv bei meiner Behinderung geholfen, dass ich diesen Sportarten als Kind nachgegangen bin.

Hast du Tipps für andere, die eine Behinderung haben und sich fragen, wie sie Sie bewältigen können?
Sage dir nicht: „Was wäre wenn“. Konzentriere dich stattdessen auf das, was du hast. Verstecke deine Behinderung nicht. Nimm sie als etwas Gutes an, etwas, das dich einzigartig macht auf dieser Welt. Behindert zu sein – das ist eine riesige Herausforderung. Aber wenn du offen bist, ergibt sich daraus auch viel Positives.

Du hast gesagt, dass es ein ganzes Dorf braucht, damit Sportlerinnen und Sportler ihre Ziele erreichen können. Wer ist in deinem Dorf und wie unterstützen sie dich dabei, deinen Zielen nachzugehen?
Das stimmt vollkommen. Es ist viel Arbeit. Mein Dorf umfasst meine Familie, Freunde, Coaches und Mentoren. Sie alle erkennen mein Potenzial und sehen das Gute in mir und sie alle erinnern mich täglich daran. Dank ihnen bleibe ich auf dem richtigen Weg. Sie erinnern mich daran, wer ich wirklich bin. Besonders an meinen schlechteren Tagen. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft. Besonders nicht ohne meine Snowboard-Coaches Nichole Mason und Daniel Gale, Mitbegründer von Adaptive Action Sports, und meine Sportpsychologin Irene Yang.

Wie bereitest du dich mental auf einen Wettkampf vor?
Zunächst spreche ich immer mit meinen Therapeuten und mit meiner Sportpsychologin. Wir besprechen die Zielsetzung und die Erwartungen, stellen meine Playlisten zusammen und arbeiten viel mit Visualisierungen. Irene stellt mir einige großartige, tiefgründige Fragen, damit ich die Ursachen meiner Ängste ergründen kann und erkenne, welche mentalen Blockaden ich habe.

Gibt es Abenteuer oder Herausforderungen, die du ablehnen würdest? Etwas, das sich zu verrückt für dich anhört?
Nein, eigentlich nicht. Jedes Abenteuer ist eine neue Erfahrung und etwas, aus dem man lernen und mit dem man wachsen kann.

Wenn du nicht gerade Sport treibst, welche Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen helfen dir dabei, dich zu entspannen?
Ich liebe Kunst und Musik und arbeite gerne an Autos und Motoren. Zudem spiele ich auch gerne mal Videospiele. Und natürlich verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden.

Was ist dein nächstes Ziel beim Snowboarden? Wie sieht es beim Motocross aus? Gibt es neue Sportarten oder Abenteuer, die du angehen möchtest? Oder sollten wir dir einfach auf deinen Social-Kanälen folgen?
In den nächsten 4 Jahren möchte ich erreichen, dass Slopestyle und Big-Air-Snowboarding Klassen für Sportler mit Beeinträchtigung aufnehmen, da es diese bisher nicht gibt. Außerdem möchte ich die erste weibliche Sportlerin mit Beeinträchtigung der oberen Extremitäten sein, die die USA 2026 vertritt, und ich möchte meine Kategorie ausbauen. Beim Motocross möchte ich die erste Behindertensportlerin sein, die an der Loretta Lynn Championship teilnimmt. Und ja, über meine Social-Kanäle bleibt man gut über mich informiert.

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